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Von der Filmschauspielschule Berlin ans Theater am Kurfürstendamm – Interview mit Daniel Mele

Daniel Mele (24) beendete Anfang des Jahres seine Schauspielausbildung an der Filmschauspielschule Berlin. Er hat einen Stückvertrag am Theater am Kurfürstendamm in Berlin. In der Komödie "Die Lokomotive" von André Roussin spielt Anita Kupsch die Hauptrolle der Sonja, Mele ist ihr Enkel Alexandre. Regie führt Jürgen Wölffer. Mit Daniel Mele sprach die Berliner Journalistin Christina Hausberg.


Foto: Thomas Grünholz

FSS: Was für ein Gefühl ist es, mit Anita Kupsch zu spielen, der Berliner Ikone des Boulevard-Theaters?

Mele: Ich empfinde großen Respekt und Freude. Eben noch an der Filmschauspielschule und jetzt plötzlich hier, das musste ich erst mal realisieren.

FSS: Wie hast Du das Engagement bekommen?

Mele: Norbert Ghafouri, der Leiter der Filmschauspielschule Berlin, hatte mich vorgeschlagen. Es wurde ein Schauspieler für die Rolle des Alexandre gesucht. Ich ging zum Vorsprechen, hatte ein kurzes Treffen mit Anita Kupsch und bekam schließlich die Zusage (strahlt).

FSS: Wie geht es hinter der Bühne zu, wie kommst du mit deinen Kollegen zurecht?

Mele: Es ist üblich, sich zu duzen. Das war für mich gewöhnungsbedürftig. Gerade vor den großen Stars wie Anita Kupsch und Peter Fricke habe ich doch Ehrfurcht. Es ist eine angenehme Zusammenarbeit und ich bin sehr anpassungsfähig, was neue Situationen betrifft.

FSS: Gibt es noch andere Dinge, die bei diesem Stück ungewohnt für dich sind?

Mele (grinst): Ich muss nicht in die Maske.

FSS: Du bist in Ludwigsburg geboren, sprichst Französisch und Schwäbisch, hast die italienische Staatsbürgerschaft…

Mele: Meine Eltern kommen aus Süditalien, ich selbst kenne die Gegend nur vom Urlaub her und spreche leider kein Italienisch. Ich bin von den Eigenschaften eher typisch deutsch.

FSS: Du bist sehr pünktlich.

Mele: (lacht) Vor einem wichtigen Termin stelle ich meine Uhren eine Stunde vor. Ich hasse es, mich zu verspäten.

FSS: In der Komödie spielst du den braven Enkel von Anita Kupsch. Bist du im wirklichen Leben auch so ein braver, ordentlicher Enkelsohn?

Mele: Ja. Ich bin generell sehr harmoniebedürftig und möchte immer, dass sich alle gut verstehen.

FSS: Weshalb bist du nach Berlin gezogen?

Mele: Ich wollte Schauspieler werden und in einer Großstadt leben. Ich habe im Internet gegoogelt und war begeistert von der Homepage der Filmschauspielschule Berlin. Dort wurde genau das angeboten, was ich suchte. Meine Eltern haben mich zum Casting begleitet.

FSS: Entsprach die Ausbildung deinen Erwartungen?

Mele: Zu hundert Prozent. Die Atmosphäre war familiär und ich habe sehr viel über mich selbst gelernt.

FSS: Wie hast du deine Schauspielausbildung finanziert?

Mele: Ich habe gearbeitet: Zeitungen ausgetragen, Automobilzubehör montiert, gekellnert…

FSS: Worauf kommt es bei Film- oder Bühnenküssen an? Lernt man das im Schauspielunterricht?

Mele: Bei Küssen würde ich sagen, dass es auf die Partnerin ankommt und natürlich, in welchem Kontext der Kuss steht: also gefühlvoll, leidenschaftlich, erotisch etc. Besonders gute oder schlechte Erfahrungen habe ich bisher nicht gemacht. Es kam einmal in Camera Acting vor, dass ich fast Jede aus meinem Jahrgang küssen musste, weil wir nur zwei Jungs im Semester waren – und der andere an dem Tag krank war.

FSS: Du wolltest ursprünglich Zeichner werden. Wann wurde dein schauspielerisches Talent entdeckt?

Mele: In der 11. Klasse, auf der der Abireise nach Cannes. Ich habe "Ausziehn" von Hape Kerkeling gesungen und damit die ganze Klasse unterhalten.

FSS: In welchen Produktionen hast du bisher mitgespielt?

Mele: Auf der Bühne war ich zuletzt in "Schwanfrieds Rache" unter der Regie von Georg Bütow im Heimathafen Neukölln in Berlin zu sehen. In dem Kinofilm "Russendisko" mit Matthias Schweighöfer spiele ich als Statist in der Diskothek mit.

FSS: Das sind ebenfalls Komödien. Bist du ein komischer, lustiger Typ?

Mele: Ja, das liegt mir. Aber ich würde auch gern eine ernsthafte Figur spielen.

FSS: Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Mele: Netter Junge von nebenan.

FSS: Frau Kupsch ist dafür bekannt, dass sie sehr diszipliniert auf ihre Ernährung achtet. Wie sieht das bei dir aus?

Mele: Auf eine ausgewogene Ernährung achte ich inzwischen verstärkt. Wenig Kohlenhydrate, viel Gemüse und Obst. Ich habe einen Apfel dabei.

FSS: Wie sieht dein Traumprojekt aus?

Mele: Zunächst freue ich mich auf Hamburg, dort wird "Die Lokomotive" ab November aufgeführt. Später möchte ich international tätig sein, zum Beispiel in New York, gern an der Seite von Angelina Jolie.

FSS: Dafür drücken wir dir kräftig die Daumen.

Das Interview führte die Berliner Journalistin Christina Hausberg für die Filmschauspielschule Berlin, September 2012.